Beitragseinreichung / Call for Posts

(Englisch Version down below)

Grenzen und Ordnungen in Bewegung in Zeiten der Corona-Krise. Analysen zu Region und Gesellschaft.

Ein Blog des Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION.

Mit der globalen Verbreitung des Corona-Virus sind politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Grenzen und Ordnungen dynamischen Wandlungsprozessen unterworfen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bestehen hauptsächlich aus der Verdichtung bestehender und Ziehung neuer Grenzen. Diese Maßnahmen, die der Stabilisierung bestehender gesellschaftlicher Ordnungen dienen sollen, sind mit Eingriffen verbunden, die neue gesellschaftliche Problemlagen schaffen und gesellschaftliche Ordnungen nachhaltig verändern können. Am eindringlichsten sehen wir dies bei der materiellen Schließung von politisch-territorialen Grenzen, z.B. an den deutsch-polnischen Grenzübergängen. Zum 25. Jahrestag des Schengener Abkommens, das die Reisefreiheit in Europa garantieren sollte, finden wir neue nationalstaatliche Grenzziehungsprozesse mit dem Ziel, die Ausbreitung des Corona-Virus zu begrenzen. Generell sind politische Ordnungsprozesse in dieser von großer Unsicherheit geprägten Situation äußerst dynamisch und entstehen unter hohem Entscheidungsdruck. Diese Grenz- und Ordnungsprozesse werden zum Teil subsidiär umgesetzt (etwa auf Länder- und Landkreisebene) und gehen partiell mit der Begrenzung von Grundrechten und Bewegungsfreiheit einher.

Auch in der Wirtschaft sind die Folgen der Krise deutlich spürbar. So ist auf Grund von Einschränkungen (grenzüberschreitender) Mobilität von Waren, Personen, Dienstleistungen und Arbeit (etwa in der Landwirtschaft oder im Gesundheitsbereich) die globalisierte wirtschaftliche Ordnung gefährdet. Mit der Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist der Zugang zu Arbeitsstätten, Freizeiteinrichtungen und Institutionen auch im Inland versperrt. Dabei betreffen die Beschränkungen die Menschen sehr ungleich: Beschäftigte in so genannten systemrelevanten Berufen sind aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen zumeist einem höheren Risiko einer Infektion ausgesetzt, während sich andere durch Heimarbeit besser schützen können. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige sind zudem auf staatliche Unterstützung durch Sofortbeihilfen und Kurzarbeit angewiesen, um Insolvenzen und Massenarbeitslosigkeit zu verhindern.

Aber auch innergesellschaftliche und soziale Konflikte werden im Zuge der Krise immer sichtbarer: Beispiele dafür sind familiäre und soziale Problemlagen, die sich aus Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, dem sogenannten Social Distancing, ergeben. Hier entstehen neue soziale Grenzen, die etwa bei Fragen des Zugangs zur Gesundheitsversorgung und anderer Dienstleistungen der Daseinsvorsorge (nicht zuletzt in Grenzregionen) erkennbar werden. Des Weiteren gewinnen duale gesellschaftliche Ordnungsschemata an enormer Relevanz oder werden verstärkt, etwa in der Arbeitswelt (nicht/systemrelevant) oder bei der Klassifizierung von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen (die Nicht/Abgesicherten oder Nicht/Risikogruppe).

Gleichzeitig sind aber auch neue und innovative Formen des Arbeitens, der Kooperation und der Solidarität entstanden, um auf die aktuellen Veränderungsprozesse Antworten zu finden. Videokonferenzen, Take-Away-Services, Wohnzimmerkonzerte, Hackathons und die digitale Koordination von Gutschein-/Spendenaktionen und Hilfeleistungen im Alltag sind einige Beispiele dafür, wie mit der aktuellen Krise kreativ umgegangen werden kann.

Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), die das Wechselverhältnis von Grenzen und Ordnungen erforscht, will das Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION mit dem Corona-Blog einen Anstoß und erste Anregungen zur wissenschaftlichen Reflektion und systematischen Erforschung der aktuellen gesellschaftlichen Dynamiken geben.

Das Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION richtet einen Corona-Blog ein, in dem Center-Mitglieder, Wissenschaftler*innen, Vertreter*innen aus der Praxis, sowie ausgewählte studentische Projekte kurze analytische Beiträge veröffentlichen können (max. 1000 Wörter). Die Beiträge sollen sich auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnungs- und Grenzziehungsprozesse mit einem regionalen Fokus (Brandenburg, Berlin, Doppelstadt Frankfurt-Słubice, deutsch-polnische Grenzregion) beziehen oder allgemeine, auch für die Region relevante gesellschaftliche Phänomene aus einer Grenzziehungs- und Ordnungsperspektive analysieren. Dabei stehen zwei Fragen im Vordergrund:

  • Welche Grenzziehungsprozesse sowie Dynamiken der Infragestellung, Auflösung und Neuetablierung von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnungen sind im Zuge der Corona-Krise beobachtbar?
  • Welche spezifischen Effekte und Veränderungen auf Ordnungs- und Grenzziehungsprozesse sind im Kontext der Corona-Krise in der deutsch-polnischen Grenzregion bzw. in Berlin-Brandenburg sichtbar?

Beiträge zur Veröffentlichung können fortlaufend in deutscher oder englischer Sprache eingesandt werden an: Dr. Dagna Zinkhahn Rhobodes zinkhahn@europa-uni.de .

Wir freuen uns auch über zeitnahe Zusendung Ihrer Beiträge – für einen raschen Review-Prozess wird gesorgt! 

Wir freuen uns über eine rege Beteiligung und über Ihren Beitrag!

Hinweise zur Einreichung:

  1. Disclaimer: Die Autor*innen sind verantwortlich für die sprachliche Qualität und die Richtigkeit der dargelegten Sachverhalte. Sie geben ihre eigene Meinung wieder, die nicht unbedingt vom Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION vertreten wird.
  2. Bitte reichen Sie Ihren Text mit einer maximalen Länge von 1000 Wörtern nur mit Endnoten ein (keine Fußnoten). Grafiken und Bilder können eingefügt werden und sollten mit den nötigen Bildunterschriften (und Urheber*inneninformationen) versehen werden.
  3. Die Beiträge werden in genderneutraler Sprache verfasst.

Bitte unterteilen Sie den Text mit Zwischenüberschriften. Bitte nennen Sie gemäß wissenschaftlichen Gepflogenheiten Belege für Sachaussagen, die nicht als gedankliches Allgemeingut gelten können.

Direkte und indirekte Zitate sind als solche zu kennzeichnen und zu belegen.

Literaturverweise können am Ende des Textes genannt werden.

Bitte beachten Sie Urheberrechte, wenn Sie Bilder, Grafiken, Videosequenzen o.ä. einbetten wollen.

Bitte beachten Sie den Datenschutz und Persönlichkeitsrechte.


Call for Blog Entries

Borders and Orders in Motion in Times of Corona Crisis. Analyses of region and society

A Blog of the Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION

With the global spread of the corona virus, political, economic and social boundaries and orders are subject to dynamic processes of change. Measures to contain the pandemic consist mainly of tightening existing borders and drawing new ones. These measures, which are intended to stabilize existing social orders, are associated with interventions that can create new social problem situations and permanently change social orders. We see this most vividly in the material closure of political-territorial borders, e.g., at German-Polish border crossings. On the 25th anniversary of the Schengen Agreement, which was supposed to guarantee freedom of travel in Europe, we find new nation-state border-drawing processes aimed at limiting the spread of the Corona virus. In general, political ordering processes in this situation of great uncertainty are extremely dynamic and emerge under high decision-making pressure. These border and order processes are partly implemented in a subsidiary manner (for example, at the state and county level) and are partially accompanied by the limitation of fundamental rights and freedom of movement.

The consequences of the crisis are also clearly felt in the economy. For example, due to restrictions on (cross-border) mobility of goods, people, services and labor (for example in agriculture or in the health sector), the globalized economic order is at risk. With the restriction of freedom of movement, access to workplaces, leisure facilities and institutions is also blocked at home. At the same time, the restrictions affect people very unequally: employees in so-called system-relevant occupations are mostly exposed to a higher risk of infection due to their working conditions, while others can protect themselves better by working from home. Small and medium-sized enterprises and the self-employed in particular are also dependent on government support in the form of emergency aid and short-time work to prevent insolvencies and mass unemployment.

But intra-societal and social conflicts are also becoming increasingly visible in the wake of the crisis: Examples of this are family and social problem situations resulting from exit and contact restrictions, so-called social distancing. New social boundaries are emerging here, which are becoming apparent, for example, in questions of access to health care and other services of general interest (not least in border regions). Furthermore, dual social ordering schemes gain enormous relevance or are reinforced, for instance in the world of work (non/system relevant) or in the classification of different social groups (the non/secure or non/risk group).

At the same time, however, new and innovative forms of working, cooperation and solidarity have emerged to find answers to the current processes of change. Video conferencing, take-away services, living room concerts, hackathons and the digital coordination of voucher/donation campaigns and assistance in everyday life are some examples of how the current crisis can be dealt with creatively.

As the central scientific institution of the European University Viadrina Frankfurt (Oder), which researches the interrelationship of borders and orders, the Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION wants to use the Corona Blog to provide an impetus and initial suggestions for scientific reflection and systematic research into current social dynamics.

The Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION is setting up a Corona Blog, where Center members, academics, representatives from the field, as well as selected student projects can publish short analytical contributions (max. 1000 words). The contributions should relate to political, economic, and social processes of order and border demarcation with a regional focus (Brandenburg, Berlin, the twin city of Frankfurt-Słubice, the German-Polish border region) or analyze general social phenomena that are also relevant to the region from a border demarcation and order perspective. Two questions are in the foreground:

  • Which border-drawing processes as well as dynamics of questioning, dissolution and re-establishment of political, economic and social orders can be observed in the course of the Corona crisis?
  • What specific effects and changes on processes of order and border demarcation are visible in the context of the Corona crisis in the German-Polish border region and in Berlin-Brandenburg?

Contributions for publication can be sent continuously in German or English to: Dr. Dagna Zinkhahn Rhobodes zinkhahn@europa-uni.de .

We are also happy to receive your contributions promptly – a rapid review process will be ensured!

We are looking forward to a lively participation and to your contribution!

Submission Instructions:

  1. Disclaimer: Authors are responsible for the linguistic quality and accuracy of the facts presented. They express their own opinion, which is not necessarily represented by the Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION.
  2. Please submit your text with a maximum length of 1000 words with endnotes only (no footnotes). Graphics and images may be included and should be accompanied by the necessary captions (and copyright information).
  3. Submissions will be written in gender-neutral language.

Please divide the text with subheadings. In accordance with scientific practice, please cite evidence for factual statements that cannot be considered intellectual common knowledge.

Direct and indirect quotations are to be marked as such and substantiated.

Literature references may be cited at the end of the text.

Please respect copyrights if you want to embed pictures, graphics, video sequences or similar.

Please observe data protection and personal rights.


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